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Mit ICH SEH, ICH SEH haben die Regisseure Veronika Franz und Severin Fiala einen subtilen Horror-Thriller veröffentlicht, der gerade bei Liebhabern des Genres hervorragend angekommen ist. In ICH SEH, ICH SEH kehrt die Mutter der beiden Zwillinge von einer aufwendigen Schönheitsoperation nach Hause zurück. Ihr Gesicht der Bandagen wegen unkenntlich; ihr Herz unterkühlt. Statt der vorherigen Mutterliebe erfahren die Beiden Vorwürfe und Verbote – ein schrecklicher Verdacht kommt auf: Ist unsere Mutter überhaupt noch unsere Mutter?

In THE LODGE dreht es sich erneut um die Familie. Die beiden Regisseure schauen dabei hinter die Fassade – ist die Familie oftmals der kleinste Kriegsschauplatz in unserem Leben.

Handlung:

Aiden (Jaeden Martell – u. a. aus ES KAPITEL 1 und ES KAPITEL 2) und seine jüngere Schwester Mia (Lia McHugh) verarbeiten noch immer die Trennung ihrer Eltern. Der Verlobten ihres Vaters Richard (Richard Armitage – u. a. aus BERLIN STATION) begegnen die Beiden mit Misstrauen und Abneigung. Als sich eine erneute Tragödie in ihrem Leben ereignet, möchte Grace (Riley Keough – u. a. aus IT COMES AT NIGHT) mehr in die Beziehung der Kinder investieren. Ein gemeinsames Weihnachtsfest in einer abgelegenen Hütte soll helfen, eine Beziehung aufzubauen. Doch die Kinder sind davon alles andere als begeistert.

Nachdem Richard seine Kinder und Grace aus beruflichen Gründen für ein paar Tage in der Berghütte zurücklässt, passieren täglich neue und unheimliche Ereignisse.

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Suspension of Disbelief

Neben der eigentlichen Thematik rund um das Christentum und der christlichen Ideologie, stellt THE LODGE auch elementare Fragen der Schuld, der Trauer und des innerfamiliären Konflikts. Die interessante Grundprämisse ist dabei nicht überladen und behandelt ihre Themen mit der nötigen Sorgfalt ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Die klar durchstrukturierte Erzählweise kommt dem entgegen. Die Zuschauer erfahren im weiteren Verlauf immer mehr Details. Details, die zur unbequemen Atmosphäre beitragen.

Der Hintergrund von Grace wird nicht nur uns, sondern auch Aiden und Mia eröffnet. In einem Artikel ihres Vaters und einem Video sehen die Kinder, dass Grace die einzig Überlebenden eines christlichen Massensuizids ist. Sie soll die die Botschaft dieser christlichen Ideologie verbreiten. Man mag sich kaum ausdenken, was dieses Ereignis in einem Menschen auslösen vermag. Und gleichzeitig müssen wir aber hinterfragen – Warum lässt der Vater Richard seine beiden Kinder mit einer psychisch labilen Frau zurück? Die Story ist in sich leider nicht schlüssig. Einige Handlungen und Motive dürften dem geschulten Auge doch recht unlogisch vorkommen. Sobald jedoch über die Logiklöcher hinweg gesehen werden kann, funktioniert der Plot voll und ganz. Auch das konsequente auserzählen, lässt darüber hinwegsehen.

Eisige Kälte

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Die verschneite und abgelegene Berghütte bildet ein großartiges Setting und spiegelt die Gefühlslage der Familie toll wider. Die kühle und eisige Beziehung zwischen Grace und den beiden Kindern steht sinnbildlich dafür. Der Score und die tolle Kameraarbeit untermalen diese Atmosphäre.

Die schauspielerische Leistung in THE LODGE ist ebenfalls hervorragend. Allen voran Riley Keough, die die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwimmen lässt.

THE LODGE ist recht unkonventionell und kommt ohne große Jump-Scares aus. Der eigentliche Horror entwickelt sich – still, subtil und manchmal unangenehm. Es ist ein Horror, den man aushalten muss.

Bloodfest vergibt 4 von 5 Punkten

Veröffentlichung: THE LODGE ist seit dem 12.06.2020 als Blu-Ray, DVD und digital zu erwerben.
Verleih: LEONINE
Im Test hatte Bloodfest die digitale Version.

Trailer:

Marco Schilke
marco.schilke@bloodfest.de

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